Im Weltzeugkasten befinden sich mehr oder weniger hilfreiche Tipps, Tricks und Hilfsmittel, um Rollenspielern und Spielleitern das Leben leichter zu machen. Ok, vielleicht nicht immer leichter, aber zumindest interessanter … wenigstens einmal.

Mehr noch als im Rostbeitrag streife ich diesmal eher das Allgemeine, denn künstlich gealtertes Papier ist nicht nur im Rollenspiel und im LARP vermutlich einer der Ambiente-Klassiker schlechthin. Anders als der Sandkasten und Omas Battlemap ist das Ganze allerdings nichts, was ich spontan ausprobiert habe, sondern wurde im Laufe der Jahre dutzendfach erprobt. Mit Qualitätsgarantie sozusagen. ;-)

Was man braucht

Altpapier im besten Sinne

  • eine schmutzunempfindliche (oder bereits hoffnungslos verlorene) Arbeitsfläche
  • Papier (siehe Kasten)
  • billigste Schwarzteebeutel
  • billigstes Kaffeepulver
  • zwei billige Sprühflaschen (ja billig scheint diesmal ein Qualitätsmerkmal zu sein)
  • ein Schleifschwamm mit feiner oder mittlerer Körnung
  • zwei etwas größer als das Papier angelegte Sperrholzplatten (gibt’s zu mehreren abgepackt aus preiswertem – um nicht zu sagen billigem – Pappelholz im Baumarkt)
  • ein Lexikon, ein Ambos, ein Geschwisterchen oder etwas ähnlich Schweres

Papierne Passion

Natürlich eignet sich 80-Gramm-Kopierpapier nicht wirklich zum „Altern“. Grundsätzlich kann man eigentlich alles verwenden, das ein bisschen Feuchtigkeit verträgt. Deshalb eignet sich beispielsweise Aquarellpapier besonders, denn es ist halbwegs wasser- und formbeständig und kommt direkt mit „authentischer“ Struktur daher. Ansonsten gilt hier wie auch sonst: ausprobieren!

Wie man’s macht

Und wenn man dann noch jemanden mit Talent (wie Mia Steingräber) zur Hand hat …

Abgeflämmte Papierkanten sind out, Lebensmittelverschwendung für den Alterungsprozess hingegen total in. Also einen ordentlich starken Schwarztee aufbrühen und abkühlen lassen. Anschließend in eine Sprühflasche füllen. Dasselbe kann man stattdessen oder zusätzlich mit Kaffee machen. tendenziell färbt Kaffee etwas dunkler, deshalb verwende ich ihn eher für zusätzliche Flecken (für besonders dunkle Flecken empfiehlt es sich übrigens etwas einmassierter Kaffeesatz).

Nässen

In der Zwischenzeit ein Blatt Papier – oder besser gleich mehrere – auswählen oder zuschneiden und auf der Arbeitsfläche ausbreiten. Nun kann es satt von beiden Seiten eingesprüht werden. Übrigens: das fertige Papier wird wegen der aufgerauten Kanten einen Tick kleiner werden und sich wegen der ganzen Flüssigkeit etwas verziehen.

Ein paar Minuten einwirken lassen und dann kann es schon ans Abnutzen gehen – und Angst, Papier ist robuster als man meint und eventuell unbeabsichtigte Schäden wirken meist natürlicher als beabsichtigte. Den Schleifschwamm an den Kanten und Ecken ansetzen und nach Gutdünken rubbeln. Um einen etwas stärker angelaufenen Rand oder weitere Flecken zu produzieren, einfach mit dem Schwamm etwas über das Papier streichen. Die aufgerauten Stellen nehmen dann mehr Flüssigkeit auf und werden dunkler.

Trocknen

Bevor es ans Trocknen geht, die abgeschabten Papierflocken entfernen und überschüssige Flüssigkeit abgießen. Kleine Pfützen auf dem Papier können allerdings auch als Effekte genutzt werden, da sie ganz spannende Strukturen erzeugen. Wenn das Papier nicht mehr pitschnass ist (aber es sollte wenigstens noch klamm sein), kann es zwischen die Sperrholzplatten gelegt und beschwert werden.

Da sieht sogar der Computer alt aus

Natürlich kann man das Papier auch trefflich einscannen und als Textur verwenden. Deshalb hier ein paar (halbwegs taugliche) Scans zur freien Verfügung: Download.

Über Nacht trocknet das Papier meist schon ganz ordentlich an, aber je länger man wartet, desto weniger Falten treten auf. Ein paar Wellen lassen sich jedoch meist nicht vermeiden – vor allem, wenn das Papier sich nach dem Pressen entspannt. Allerdings wirken die meist recht stimmungsvoll.

Viel Spaß beim Altern,
Tobi

Wer ist ...

Das Rabenmaul

Tobias Rafael Junge, Jahrgang '81. Rechts oben geboren, in die Mitte gezogen, links gelandet. Verliebt und verheiratet mit der Illustratorin Mia Steingräber, Papa von zwei Töchtern, ein bisschen müde. Schriftsteller, Rollenspieler, Spielemacher.